HOFHÄUSER CALLE GOLES, SEVILLA

Kulturgenetisch gesehen ist die Altstadt von Sevilla ein orientalischer Stadtteil. Zwar findet man heute nur noch in einigen erhaltenen Gebäuden die Zeugen der maurischen Herrschaft, jedoch blieb der starke Einfluss islamischer Stadtstrukturierung durch die Erhaltung einiger Innenstadtbezirke bemerkbar. Neben den die Stadt durchkreuzenden und öffentlichen Hauptstrassen werden die einzelnen Wohnquartiere durch halböffentliche Sekundärstrassen erschlossen, an die sich private Sackgassen als Zugänge zu den Wohnungen anschliessen. Die abgegrenzten Sackgassen halten quartierfremde Passanten fern. Die Häuser eines Wohnbezirks öffnen sich zu einem oder mehreren Höfen. Aus diesen spezifischen Bedürfnissen an die Bebauung ergibt sich für die Wohnviertel eine rechtwinklig verschachtelte, mosaikartige Struktur. Diese Gegebenheiten und weitere islamische Architekturmerkmale bilden die Grundlage für das Projektkonzept.

Die Setzung der unterschiedlich hohen Volumen bilden eine Sackgasse von der Calle Goles zum angrenzenden Musikkonservatorium, welche sich zu zwei kleinen mit Wasserbecken gefassten Quartierhöfe aufweitet. So sind im hinteren Bereich die Volumen in die Höfe ausgerichtet und das fordere auf die Strasse. An der Strasse ist die Gasse breiter und kann als Aussenbereich für das im Erdgeschoss liegende Café genutzt werden. Im engen Bereich der Gasse befinden sich versetzt angelegt die Zugänge der sieben vertikal organisierten Maisonettewohnungen. Ein Gemeinschaftsraum des Quartiers wird am hinteren Hof erschlossen und kann bei Bedarf als Erweiterung des Hofes genutzt werden.

Die Baustruktur definiert die jeweilige Nutzung in den einzelnen Volumen. Der erste Drittel ist mit dienender Raumnutzung definiert und als Kaltbereich angedacht. Ein Treppenkern im islamischen Sinne eines Windturmes erschliesst alle Geschosse und dient als Luftschacht zur Kühlung. So werden geschossweise zunehmend privatere Räume erschlossen. In diesem Sinne befindet sich auf der ersten Ebene der jeweiligen Einheit der Wohn- und Essbereich mit Galerie und in den oberen Geschossen je nach Bedarf flexibel nutzbare Zimmer. Am Ende des Treppenkerns gelangt man mittels einem Dachausstieg auf die Dachterrasse. Der Zentral gelegene Kamin bildet das Kernstück der Wohnräume und Struktur.

Um das Projektkonzept materialistisch zu untermauern dient Lehm als Primärmaterial. So werden die massiven Fassadenwände, die Wände im dienenden Bereich und Kamin mit Lehm ausgeführt. Statisch auf Zug oder witterungs beanspruchte Elemente wie Fenstergewände, Sockel, Dachrandabschluss, Unterzüge und auskragende Treppentritte zieren mittels cremefarbenem Beton den archaischen Ausdruck des Lehms. Die hölzernen, raumtrennenden Elemente wie Balkenlage, Deckenuntersichten, Fenster, Zimmertrennwände und Türen kontrastieren und unterstützen zugleich den massiven Ausdruck der Primärstruktur.